Überdies und außerdem - handschriftliche Vermerke auf Briefen

Überdies und außerdem - handschriftliche Vermerke auf Briefen

Überdies und außerdem - handschriftliche Vermerke auf Briefen

 

Es gibt Erzähler, deren Gedankengängen man schwer folgen kann. Der Volksmund behauptet, dass sie Kraut und Rüben durcheinander bringen oder vom Einfachsten zum Tausendsten kommen. Und dann bleiben dem Zuhörer die Mühen, dieses Kraut und diese Rüben zu einer verständlichen Reihenfolge zu sortieren oder auf einen erträglichen Umfang zu reduzieren.

Noch schwerer haben es Zuhörer, wenn mehrere Erzähler so undiszipliniert durcheinander reden, dass die armen Zuhörer nicht mehr unterscheiden können, welcher Beitrag von wem stammt.

Einen Briefe sammelnden Philatelisten erinnern solche Erlebnisse an den einen oder anderen Brief, an dessen Reduzierung auf ein verständliches Ausmaß oder an die Unterscheidung, aus welcher Hand verschiedene Anmerkungen auf einem Brief stammen. Solche Mühen können mit einem einfachen, uralten Repräsentationsvermerk beginnen und bis zu einem kaum lesbaren Vermerk eines Zollbeamten reichen.

Einfacher Portobrief vom  ???? 1836 von Elbogen über Bruck an der Muhr nach Perkau/Steyramark – vermutlich wegen fragwürdiger Adresse liegengeblieben,

daher: Von der Untersuchungs Coom. in Postsachen zu Elbogen am 12/11 836 vorgefunden worden N.N.

 

Alle Postbeamten sind dankbar für genaue und gut leserliche Adressen und Absender, dazu gehört wohl auch noch der vorderseitige Leitvermerk Uiber Prag, aber auf die exakte Navigation bis Gastorp 6 Stunden hinter Prag dürfte der Postillion 1837 verzichtet haben.

Und der Absendervermerk dieses Rekobriefes war zweifellos gut gemeint, aber im konkreten Fall nicht notwendig: Magdalena Mück in der Stadt Wien hintern Graben nächst dem Salzgries am sogenannten Bergl bey Maria Stiegn N- 221 im vierten Stock wohnhaft

 

1838, Eingangsbollette des Zollamtes Hohenau über einen durchgeführten Ochsen im Dreißigstamt St. Johann  für den ein Dreißigstel des Warenwertes in Höhe von 1 fl 33x sowie 2 fl 3x Einfuhrzoll bezahlt wurden, mit rückseitigem Vermerk Die Beschau und erlegte Taxe mit 15x wird bestättiget. N.N. und von einer weiteren Hand Jnnseitigen Ochsen habe ich beschaut und gesund befunden. N.N.

 

 

Die Rückseite dieses von Wien nach Galizien gelaufenen Briefes trägt nicht nur den üblichen Präsentationsvermerk Empfangen den 24. März 834 an Tage der Komarnicki uns besuchte sondern auch den folgenden Nachruf:

Der letzte Brief meines

seligen Vaters!!

Gott laße ihn ruhen,

und sein ewiges Licht

leuchte ihm!!! Amen

 

Hubert Jungwirth



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