Auf den Spuren der Instradierung

Auf den Spuren der Instradierung

 

Auf den Spuren der Instradierung

 

Vorphilatelie kann neugierigen Sammlern allerhand Reize bieten. Beispiel dafür sind die Seltenheit der Aufgabeorte der Belege, die Klärung komplizierter Briefgebühren, rätselhafte Taxkorrekturen, oder eben die Instradierung vorliegender Briefe oder Briefpakete.

Darunter ist die Wahl der Postrouten, auf denen einzelne Briefe oder zu einem Paket zusammengeschnürte Briefpakete von ihrem Aufgabepostamt zu ihrem Abgabepostamt geleitet wurden – häufig werden solche Routen heute noch Leitwege genannte und der Wechsel von eine Postroute in eine weiterführende Postroute wird heute noch Postumleitung genannt.

Die Vorlagen für die vorgeschriebenen Leitwege waren mitunter äußerst kompliziert, hießen Instradierungspläne und orientierten sich an jenen Postrouten, auf denen bestimmte Briefe von den planmäßigen Ordinariposten am schnellsten (in der kürzesten Laufzeit) vom Aufgabepostamt zum Abgabepostamt befördert werden konnten.

                                   

Portobrief am 23. 6. 1823 geschrieben in Wien nach Innichen empfangen am 2. 7. 1823

 

Offensichtlich kannte der Absender die im Instradierungsplan vorgesehene Postroute von Wien über Bruck a. d. M., Klagenfurt, Spittal, Lienz und Sillian nach Innichen und ergänzte die Adresse mit Stationen daraus, womit er zur sicheren und schnellstmöglichen Beförderung beitrug.

Der Wiener Postbeamte, der den Brief mit 14x frankierte, war auch für dessen Instradierung zuständig und legte ihn zum Briefpaket nach Klagenfurt, das täglich abgefertigt wurde. In Klagenfurt wurde das Briefpaket aufgelöst und unser Brief wurde über die Route nach Brixen weitergeleitet.

Der Leitwege über Innsbruck und Brixen oder über Verona und Brixen nach Innichen kam für diese Instradierung wegen ihrer viel größeren Entfernung und ihrer 2 notwendigen Umleitungen nicht in Frage.

 

                                        

Doppelter Rekobrief vom 5. 7. 1841 von Trient nach Pressburg

 

Dieser Brief wurde vom Absender nur mit dem Leitvermerk Wien versehen, worauf ein Postbeamter in Trient ihn durch den Rötelvermerk Insbk ergänzte, sodass er verlässlich im Briefpaket über Innsbruck nach Wien abgefertigt wurde, wo er umkartiert wurde und im Pressburger Briefpaket bis an sein Ziel gelangte.

Die Instradierung dieses Briefes über Innsbruck war nicht durch einen kürzeren Leitweg begründet sondern durch eine kürzere Laufzeit, weil die Route über Innsbruck nach Wien täglich befahren wurde, während die Post über Brixen und Klagenfurt nach Wien viel länger auf dem Weg gewesen wäre, weil sie zweimal umkartiert werden musste und nicht täglich fuhr.

        

 

Zum Staunen noch ein Detail aus dem Landecker Instradierungsplan von 1825 für Briefpost, die an einem Montag, Mittwoch oder Samstag nach Mitternacht von Mailand über das Stilfser Joch und Mals in Landeck eintreffen sollten und über Nassereith nach Füssen usw. weitergeleitet werden mussten.

  1. Die Post N- 13 von Bregenz nach Wien durfte in Landeck auf Post aus Mailand nach Füssen usw. höchstens bis 2,00 Uhr in der Früh warten.
  2. Wenn die Post aus Mailand am Mittwoch oder Samstag nach 2,00 Uhr in Landeck eintraf, so waren die Briefpakete für Füssen usw. per Ritt bis Nassereith nachzuschicken, wo die Post N- 31a von Innsbruck nach Füssen usw. notfalls auf diesen Ritt warten musste.
  3. Wenn die Post aus Mailand jedoch am Montag nach 2,00 in Landeck eintraf, mussten die Briefpakete bis zum nächsten Posttag liegen bleiben, weil sie auch Pakete für Innsbruck usw. bis Wien enthielt und das Nachschicken zu teuer gewesen wäre.

Wohlgemerkt: Diese Briefpost wurde mit Cariolwagen abgewickelt, die von Pferden gezogen wurden, jahraus und jahrein, bei Tag und bei Nacht, im Sommer wie im Winter, sogar über das 2700 m hohe Stilfser Joch.

 

Hubert Jungwirth



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