Die Durchgefärbten

Die Durchgefärbten

 

„Die Durchgefärbten„

Die letzten Briefmarken der österreichischen Levantepost.

Unter dieser Bezeichnung sind die beiden letzten Briefmarken der österreichischen Post in der Levante (Mi. Nr. 62 und 63) und der österreichischen Post auf Kreta (Mi. Nr. 23 + 24) bekannt und sorgen immer wieder für Verwechslungen und Verunsicherung. Ziel dieses Beitrages ist es, einige wesentliche Infos zu diesen interessanten Werten zu geben und den Sammlern die Unterscheidung zu erleichtern.

Anlässlich des 60. Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef erschienen auch in der Levante und auf Kreta im Jahre 1908 mehrere Wertstufen das Kopfbild Franz Joseph nach links zeigen und auf einem Kreidepapier (gestrichenes Papier) gedruckt wurden und bis zur Schließung der Levantepostämter in Gebrauch waren.

 

Papier, Farbe, Zähnung

Dieses Kreidepapier ist an der glänzenden Oberfläche und der bildseitigen Tönung in Markenfarbe erkennbar. Gegen Ende 1913 kam es allerdings, ähnlich wie bei den österreichischen Marken zu einer Papieränderung, von der jedoch nur mehr die beiden roten und blauen Marken betroffen waren.

Das sogenannte durchgefärbte Papier kommt also bei den Levantewerten zu 20 Para und 1 Piaster sowie den beiden adäquaten Werten für Kreta in französischer Währung zu 10 und 25 Centimes vor. Es handelt sich um ein glanzloses sehr sprödes, dünnes Papier, welches vorderseitig und rückseitig eingefärbt (durchgefärbt) ist.

Auch die Farben dieser Marken unterscheiden sich deutlich im Vergleich zu den Marken auf Kreidepapier und werden bei Michel wie folgt benannt:

 

Kreidepapier 1908                                           

Levante:

Mi. Nr. 54, 20 Para rot auf rosa                           

Mi. Nr. 57 a,b  1 Piaster blau auf hellblau  
   

Post auf Kreta :

Mi. Nr. 18, 10 Centimes rot auf rosa                    

Mi. Nr. 20, 25 Centimes blau auf hellblau      

 


Levante Michel Nr. 54 und 62

 

Gewöhnliches Papier 1913/14

Levante:

Mi. Nr. 62, 20 Para karmin auf rosa

Mi.Nr.63, 1 Piaster ultramarin auf mattblau

 

Post auf Kreta:

Mi. Nr. 23., 10 Centimes karmin auf rosa

Mi. Nr. 24, 25 Centimes ultramarin auf blau

 


Kreta Michel Nr. 20 und 24

Während die auf Kreidepapier gedruckten Marken problemlos der Perforation entlang gerissen werden konnten, waren die Marken auf dem sehr spröden, durchgefärbten Papier kaum ohne Beschädigungen zu trennen, Einrisse, ausgerissene und fehlende Zähnung sind daher der Normalfall!

                                                 


Links Kreta Nr 24 mit typischen Trennungsmängel, daneben ein Exemplar, das rundum vollzähnig ist.                              


Kreta Nr 23 auf Briefstück, rundum vollzähnig, das schönste mir bekannte Stück

 

Verwendungszeitraum

Ab Ende 1913 benutzten die meisten Levante-Postämter die durchgefärbte Marke zu 1 Piaster. Sie ist echt gebraucht nicht selten und kommt auch auf Bedarfspost bis ins Jahr 1915 vor. Der Nennwert 1 Piaster entsprach dem üblichen Briefporto und bei Verwendung von zwei Stück entsprach dies dem Porto für einen einfachen Reko-Brief innerhalb bzw. außerhalb der Levante.

 

Ebenfalls ab Dezember 1913, aber viel seltener ist das Pendant in französischer Währung zu 25 Centimes echt verwendet zu finden. Immerhin war es noch bei einigen Postämtern, zum Beispiel beim Postamt Janina in Verwendung und es ist häufiger auf Postanweisung als auf Briefsendungen anzutreffen.

Schon lose ist die 20 Para-Marke echt gebraucht eine Seltenheit und nur bei einigen wenigen Levante-Postämtern verwendet worden. Der richtige Verwendungszeitraum beschränkt sich auch auf die wenigen Wochen vor Schließung der Levante-Postämter. Die Anzahl der echten Stücke auf Belegen lässt sich an einer Hand abzählen. Bei den meisten davon handelt es sich um Postkarten.

 


Post in edr Levante, Rückseite einer Paketkarte u. a. frankiert mit 20 Para durchgefärbtes Papier Mi. Nr 62 

Echt gebraucht enorm selten ist die Wertstufe zu 10 Centimes anzutreffen, alle mir bekannten Stücke kommen von einem Postamt, und sind ebenfalls ab Mitte 1914 bis zur Schließung der Postanstalten verwendet. Belege sind ebenfalls nur sehr wenige bekannt.

Wie schon ausgeführt, ist die Zähnung, insbesondere auch der echt gestempelt teuren Werte fast immer beeinträchtigt, das heißt, es gibt kaum Marken ohne derartige Mängel. In jedem Fall sind solche Stücke mit Zahnmängeln typisch und als voll sammelwürdig anzusehen. Sie sind auch den vielen Stücken mit korrigierter Zähnung vorzuziehen.

 

Entwertungen

Nicht ohne Grund werden die durchgefärbten Marken als die schwierigsten Werte der Levantepost überhaupt bezeichnet. Die echten Abstempelungen dieser Stücke sind in den wenigsten Fällen vollständig oder deutlich lesbar, aber geradezu typisch für die Zeit knapp vor oder beim Ausbruch des ersten Weltkrieges.

Die hohen Preise für die echt gestempelt sehr seltenen Marken Levante Michel Nr. 62 und Kreta 23 und 24 riefen seit jeher Stempelfälscher auf den Plan, die darin ein lohnendes Betätigungsfeld fanden. Daher existieren massenweise, oft auch gefährliche Falschstempel. Diese Ausgaben sollte man daher nur geprüft erwerben.

 


Falschstempel auf den Levante MiNr. 54 und 62 sowie Kreta MiNr 23

 

Arnold Goller AIEP,BPP,VÖB



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