Landesverteidigung 1809

Landesverteidigung 1809

Landesverteidigung

 

Im Jahr 1511 beschloss Kaiser Maximilian mit den Tiroler Landständen im das Tiroler Landlibell, dass die Tiroler bei jeder Bedrohung ihr Land verteidigen mussten. Andererseits mussten sie keinen Wehrdienst außerhalb Tirols leisten und besaßen uneingeschränkte Waffenfreiheit.

 

Der folgende Ordonanzbrief ist ein Aufruf der Schutzdeputation Lienz an das Gericht Anraß, im Zuge der Tiroler Freiheitskämpfe 75 Mann an den Kreuzbergsattels in die Dolomiten zu schicken, um die Landesgrenze vor der Bedrohung durch französische Truppen zu schützen:

 

 

 Lienz, den 5. Juny 1809

Um einen feindlichen Einfall über Ampezzo desto leichter zu verhindern, ist bey der heute allhier versammelten Schutzdeputation einhellig beschlossen worden, an den wichtigsten Einbruchspunkten die Wege zu verrammeln. Zu dem Ende wolle die löbliche Oberkeit sogleich die Verfügung treffen, daß am 7. ten dieß

75 Man mit dem nöthigen Arbeitswerkzeuge versehen sich auf dem Kreuzberg versameln, und 2 bis 3 Täge die nöthigen Lebens Mitteln mitbringen, und nach Anleitung des Herrn Rittmeisters von Patritza, Herrn Hauptmann Stanislaus Hiblers oder eines von diesen untergestellten sich pünktlich fügen wollen.

Von der k. k. aufgestellten Schutzdeputation des Pusterthals

 

Stanislaus Hibler:

Die seit etwa 1582 in Lienz nachweisbare Familie Hibler (Hibel = Hügel) teilte sich um 1808 in eine adelige Linie (von Lebmannsport, 19. September 1808) und in eine bürgerliche. Aus der bürgerlichen Linie stammte Franz Karl Hibler, geboren um 1730; er wurde Lizentiat, zog nach Bozen, wurde dort am 26. November 1754 Bürger, wanderte aber, ohne die Taxen zu bezahlen, wieder von der Talferstadt ab. Er wurde in Lienz Stadt- und Landgerichtsschreiber, Schulmeister, Pfleger von Heimfels und war mit Anna Maria von Pach zu Hansenheim, aus einer alten Hocheppaner Familie, verheiratet. Es soll 14 Kinder gehabt haben, u.a Stanislaus.

Stanislaus Hibler, Sohn des Franz Karl, geboren am 7. Mai 1768 in Sillian, hatte den Postmeister und Riesenwirt von Sillian Baltasar Hibler zum Taufpaten. Er wurde zum Hauptmann der Sillianer Schützenkompanie gewählt und stand vom 26. Mai bis 25. Juni 1809 mit 100 Sillianern am Kreuzberg und später am Passe Padula (bei Salerno). Er nahm am Gefechte bei Rigolato (bei Udine) teil. Am 10. Juni 1809 weilte Hibler mit seinen Sillianern in Sexten und wollte sich dem Beutezug des Rittmeisters Franz Serafin von Banniza (1768-1812) anschließen, aber Banniza ließ dies nicht zu. Vom 14. Juli bis 25. August hielt sich Hibler im Mölltale auf. Am 8. August 1809 hätte Anton Steger (1768-1832) seinen Plan, die Franzosen an der Lienzer Klause abzuwehren, nicht durchführen können, wenn ihm nicht Stanislaus Hibler, der aus dem Mölltale herbeieilte, mit seinen 60 Sextener Scheibenschützen und Gemsjägern am linken Flügel, zu Hilfe gekommen wäre. Am 11. August war Lienz vom Feinde gesäubert. Von Stanislaus hören wir dann nur mehr, dass er Einnehmer des Grenzzollamtes Tilliach wurde und dort um 1830 gestorben sein dürfte.

 

Philatelisten mit besonderem geschichtlichem Interesse gelingt es, abseits der großen Weltgeschichte, nach und nach ein Mosaik von Originalbelegen und eine Fülle von Wissen über längst vergangene Zeiten zu sammeln.

 

Hubert Jungwirth






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